HeimatOrtsGemeinschaft (HOG) Nußbach

Geschichtlicher Überblick

Nußbach, rumänisch Maierus, ungarisch Szászmagyarós, ist die nördlichste Gemeinde des Burzenlandes in Siebenbürgen (Rumänien), 30 km von Kronstadt (Brasov) entfernt.

Der Ort wird in einem königlichen Privileg, das Kronstadt und den Burzenländern rechtliche Vorteile zuspricht, unter der Bezeichnung "villa nucum" im Jahre 1377 zum erstenmal urkundlich erwähnt.

Bezogen auf die ideale Lage - an der engsten Stelle der Altebene zwischen Geisterwald und dem linken Flußufer - war die Ortschaft strategisch gesehen, ein wichtiger Stützpunkt in der Verteidigung des Burzenlandes. Es kann daher angenommen werden, daß Nußbach zu den ersten Siedlungen der Deutschen Ordensritter gehörte (1211).

Aus einer deutschsprachigen Urkunde (1481) erfahren wir, daß die Kastellanen von Törzburg in "Nosbach" verschiedene Gewalttaten verübten. 1512 erhielt Nußbach zusammen mit Blumendorf (Belin), auf dem anderen Altufer, das Recht auf ein Schiff zwecks Flußüberfahrt; die Einnahmen durften in die Gemeindekasse fließen. Als die Truppen des rumänischen Woiwoden Michael des Tapferen 1599-1600 durch das Burzenland zogen, wurde die Bevölkerung von Nußbach zweimal ausgeplündert, die Häuser in Brand gesteckt. Kaum aufgebaut, wurde das Dorf am 11. Juli 1611 im Verlauf des Kampfes zwischen dem ungarischen Fürsten Gabriel Báthori und dem wallachischen Woiwoden Radu Serban, von diesem niedergebrannt. 1631 tobte erneut der Feuerteufel in Nußbach. Die Verzweiflung der Bewohner gibt folgende Mauerinschrift (1632) wieder:

"Werden wir auch wecklaufen, die wir noch geblieben sind, und Gott itzt nit anrufen, weil wir noch friedsam sind, sonst wird Er uns schicken den Feind, der wird uns gar verdilgen, die wir die nächsten sind."

Diese Inschrift läßt erkennen, daß die Zurückgebliebenen in Erwägung zogen, Nußbach zu verlassen.

Türken und Moldauer, die im Auftrag des Sultans in Siebenbürgen einfielen, um Fürsten Rákoczi II. Zu vertreiben, brannten 1658 mehrere Ortschaften des Burzenlandes nieder, darunter auch Nußbach.

Die erste Kirche im Dorf stammte aus dem 15. Jahrhundert und war mit einem Glockenturm ausgestattet, der 1475 mit einem 12 m hohen "Steinhemd" versehen wurde. Um die Kirche wurde eine 6-8 m hohe Mauer errichtet. Beim Brand von 1573, als das Dorf in Mitleidenschaft gezogen wurde, wurde die Kirche bis auf die Mauern zerstört; danach erhielt sie ein Bretterdach. Nach einem heftigen Erdbeben wurde sie später (1791-1793) neu aufgebaut. Der aus Preußen gebürtige Johann Prause baute die Orgel. Die heutige Orgel wurde 1907 von der renommierten Firma Rieger-Jägerndorf gebaut.

Die erste urkundliche Erwähnung einer Schule geht auf das Jahr 1510 zurück. 1883 wurde ein neues Schulgebäude (drei Klassenräume und eine Lehrerwohnung) gebaut. Die heutige Schule wurde von den Architekten Bruss und Wagner aus Kronstadt 1911-1912 errichtet.

Mehr als 90% der Einwohner von Nußbach waren Bauern mit kleinem und mittlerem Grundbesitz. Schon 1504 gab es im Dorf eine Mühle, die den Kastellanen von Törzburg abgabepflichtig war. 1537 wird sogar von einem Pulvermacher namens "Nicolaus de nospach" berichtet.

Zwei Ereignisse, die den Handel vorantrieben, seien noch hier erwähnt: 1866 - der Bau einer Straße durch den Geisterwald, ausgeführt von italienischen Arbeitern. Daran erinnert der "Weiße Brunnen", eine in Stein gefaßte Quelle an der Europastraße Kronstadt-Schäßburg, mit der Inschrift: "Zu Ehren des Ingenieurs Gärtner - 1867"; zweitens erhielt Nußbach 1874 eine eigene Haltestelle an der Eisenbahnlinie.

1931 umfaßte die Gemarkung 10152 Joch (ca. 5000 ha), davon 2451 Acker, 749 Wiesen, 2397 Hutweide, 4025 Wald, 32 Joch Gärten sowie 498 Joch unproduktives Land.

Die Burzenländer Bevölkerungszählung im Jahre 1510 ergab in "Nwspach": 59 "Hauswyrt", 6 "Wytwen", 1 Glöckner und 4 Hirten. 1718/19 starben 230 Personen an der Pest, mehr als die Hälfte der Bewohnerzahl. Danach strömten in die entvölkerten deutschen Dörfer sehr viele Rumänen ein. Der Volkszählung von 1869 zufolge lebten in Nußbach 915 Sachsen, 514 Rumänen und 40 anderer Nationalität. 1930 waren es 966 Deutsche, 410 Rumänen und 249 andere. Selbst vor dem Umbruch 1989 lebten noch 635 Sachsen (ca. 35% der Gesamtbevölkerung) in Nußbach. Nach der Auswanderungswelle der neunziger Jahre ist die Zahl der evangelischen Seelen auf 127 geschrumpft (7% der Dorfbewohner).

Die Daten der letzten Volkszählung (April 2002):

Nußbach Arini/Erlen Gesamt
    Rumänen 1083 312 1395
    Zigeuner 415 585 1000
    Deutsche 112 1 113
    Ungarn 27 3 30
1637 901 2538

Im zweiten Weltkrieg fielen 49 Sachsen aus Nußbach, während der Deportation (1945-1949) starben 16 in Rußland, von insgesamt 148 Verschleppten. Zur Ehre der Opfer wurde 2019, anläßlich des 2. Heimattreffens in Nußbach, eine Gedenktafel angefertigt und im Rahmen eines Gottesdienstes würdig eingeweiht.

Der letzte evangelische Pfarrer hat Nußbach 1992 verlassen. Kirchlich betreut, wird die Gemeinde von Pfarrer aus dem Kirchenbezirk Kronstadt; zweimal im Monat findet ein Gottesdienst statt. Kurator ist seit 2009 Herr Georg Foof.

Zur Zeit besuchen nur noch 5 Kinder den deutschen Kindergarten, die deutsche Grundschule wurde 2010 - mangels Nachwuchs - aufgelöst.

Heimatortsgemeinschaft in Deutschland

Die HOG Nußbach wurde 1985 unter dem Vorsitz des Altnachbarvaters Johann Roth (Augsburg) in Dinkelsbühl gegründet. Sie umfaßt derzeit 166 Familien (Stand Dez. 2019) und wird durch die Spenden ihrer Mitglieder finanziert. Ab 1987 fand jedes zweite Jahr das Nußbächer Treffen in Baldigen bei Nördlingen statt und seit 2013 am Hesselberg/Franken, im Evangelischen Bildungszentrum Gerolfingen. Die Landsleute leben zerstreut in ganz Deutschland, wobei sich mehrere Familien in Ingolstadt, Homburg/Saar und Kandel/Pfalz zusammengefunden haben.

Vor dem Umsturz hat die HOG zusammen mit dem Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen in München, alle Familien in Nußbach und auswärts mit Lebensmittelpaketen versorgt. Ein Teil der Spenden kommt der Friedhofspflege in der alten Heimat zugute. Die HOG beteiligte und beteiligt sich an großen Projekten in der ev. Kirchengemeinde Nußbach, z.B. Renovierung des Kirchturms, bei der Generalüberholung der Orgel und spendete 2019 eine Gedenktafel für die Opfer des 2. Weltkrieges und der Russlanddeportation von 1945.

Seit 1988 erscheint jährlich das Heimatblatt der Nußbächer HOG unter dem Namen "Nußblatt", in einer Auflage von zuletzt 300 Exemplaren (ab 2011 komplett in Farbe).

Zum Andenken an die 148 Frauen und Männer aus Nußbach, die Anfang 1945 als Folge des 2. Weltkrieges in Arbeitslager der ehemaligen UdSSR zwangsdeportiert wurden, erschien 2015 eine Broschüre mit Zeitzeugenberichten und 2020 eine erweiterte 2. Auflage davon.

Ein Adressenverzeichniß aller 257 Nußbächer Familien in Deutschland, wurde Ende 1997/2003/2013/2019 herausgebracht und an alle Mitglieder - zusammen mit dem Heimatblatt - verteilt.

Seit Anfang der 90er Jahre wird auch Familienforschung, im Rahmen der Sektion Genealogie des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (aktuell: Verein für Genealogie der Siebenbürger Sachsen e.V. - VGSS), betrieben. Mit Hilfe des Computerprogramms Gen_Plus werden die Daten aus Ahnenpässen und Kirchenmatrikeln erfasst, in Gundelsheim zentral gesammelt und ausgewertet.

Im Jahre 2010 wurde das Nußbächer Wappen (im Rahmen eines Projekts der HOG-Regionalgruppe Burzenland) bei der Ostdeutschen Wappenrolle registriert und veröffentlicht. Die Registriernummer lautet 12500210.

Der aktuelle erweiterte Vorstand der HOG Nußbach:

Harald Johannes Zelgy (Großhabersdorf), Nachbarvater
Emmi Schmidts (Kandel/Pfalz), 1. Stellvertreter
Klaus Foof (Ostfildern), 2. Stellvertreter
Georg Teutsch (München), Schriftführer/Internet/Genealogie
Edwin Roth (Augsburg), Kassenwart
Yasmin Thiess (Augsburg), 1. Jugendvertreter
Stefan Foof (München), 2. Jugendvertreter
Hildegard Barthelmie (Hanau), Beisitzer/Mitgliederverwaltung
Regine Cirica-Klein (Beverungen), Beisitzer
Volker Cloos (Röttenbach), 1. Kassenprüfer
Andreas Barthelmie (Plettenberg), 2. Kassenprüfer

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